Irgendwann war auch die Wilde Henne jung, jaja. Sehr jung sogar. So um die 13 oder 14 Jahre alt, also ein Küken sozusagen. Der Hühnerstall, in dem dieses Küken aufwuchs, war ein ziemlich schräger Haufen, nicht konventionell und so. Auf jeden Fall erklärte der Hennenvater damals, dass er gerne ins Franzosenland in den Urlaub fahren möchte – Loire-Schlösser besichtigen. Und für die Henne sei dies eine hervorragende Gelegenheit, das miserable Schulfranzösisch ein bisschen aufzupolieren. Die Hennenmutter allerdings wollte wandern und fuhr mit der jüngeren Hennenschwester ins Südtirol. Boah, war die Henne froh, musste sie nicht in die Berge zum Wandern.
So mietete der Hennenvater einen fetten Volvo (weil der andere Teil des Hühnerstalls ja mit dem familieneigenen Renault4 ins Südtirol gurkte) – dunkelgrün, fast bisschen wie das klassische Jaguar-Grün ;-). War eine chice Karre. Damit ging es los Richtung Schlösser. Übernachtet haben der Henennvater und die Teenager-Henne jeweils in kleinen Hotels abseits der grossen Landstrassen oder an Waldrändern in der Penntüte. Sie haben Schlösser besichtigt, viele Kirchen angeguckt, Museen aufgesucht und vor allem haben sie jeden Tag geschlemmt wie Gott in Frankreich.
Teenager-Henne mit ca. 14 Jahren
Einmal, in einem kleinen Städtchen – mit mittlerweilen vergessenem Namen – wollte die Junghenne mittags irgend was Leichtes essen. Man sass draussen unter riesigen Platanen, die Sonne knallte vom blauen Himmel. Der Kellner brachte einen Salat: Thunfisch, Oliven, Bohnen, Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten – alles durcheinander gewirbelt in einer kleinen Schüssel, dazu eine Gabel und eine Serviette und ein bisschen Brot. Zum allerersten Mal in ihrem Leben ass die Junghenne einen Salade niçoise. Wunderbar hat der geschmeckt… bis die Henne ganz unten auf dem Schüsselboden… iiiiihhh… eine tote Fliege entdeckte.
Die Jahre vergingen, ich wurde älter, aber einen Salade niçoise hatte ich das erste Mal erst mit über 40 Jahren selbst gemacht und wieder gegessen. Ohne Rezept gebastelt – mir waren die Zutaten und der Geschmack von damals auch nach mehr als 30 Jahren total präsent. Seither gehört der Salat zu unserem Sommer-Standard-Programm und die Fliege, die kann ich mittlerweilen verdrängen.
Heute war es wahnsinnig heiss, die Sonne knallte so richtig vom Himmel runter. Genau das richtige Wetter für einen Salade niçoise. Ich hab für euch zwei Varianten gemacht – einmal alle Zutaten einzeln angemacht und angerichtet, für den zweiten Teller alles durcheinander gewirbelt. Variante 1 sieht schöner aus, Variante 2 schmeckt mir persönlich besser – sieht aber ziemlich ugly aus.
Rezept für 3 Personen
400 g grüne Bohnen (ich hatte Stangenbohnen), gekocht
3 kleine Pellkartoffeln
1 rote Zwiebel, in Ringe geschnitten
2 kleine Dosen Thunfisch, abgetropft
3 kleine Tomaten
3 hartgekochte Eier
eine Handvoll frisches Bohnenkraut, gehackt
ein paar Oliven
ein paar Salatblätter
Salatsauce nach dem Rezept hier
1 KL Dijonsenf
evtl. ein paar Sardellenfilets
Den Senf mit der Salatsauce verrühren. Bohnen zerkleinern, Pellkartoffeln schälen und in Scheiben schneiden, Zwiebelringe, Tomatenschnitze, Thunfisch und Bohnenkraut mit der Salatsauce vermischen. Auf einem Teller ein paar Salatblätter drapieren, den Gemüse-Thunfisch-Salat drauf anrichten, mit hartgekochten Eiern und Oliven garnieren. Wer mag, gibt noch ein paar zerkleinerte Sardellenfilets über den Salat. Ich mach das selten, da ich immer so einen fürchterlichen Durst von den Sardellen kriege.
Die zweite Variante ist eben, alle Gemüse und den Thunfisch einzeln mit der Sauce anzumachen und anzurichten, ebenfalls mit Eiern, Oliven und Sardellenfilets garnieren.
Das ist meine Geschichte für Natas Blogevent, der bei Zorra ausgerichtet wird:
Cooketteria
30. Juni 2012 at 00:07Jetzt weiss ich, warum mir der selbst gemachte Salat nie so richtig geschmeckt hat. Da fehlte das Bohnenkraut. *andiestirnpatsch*
Bonjour Alsace
30. Juni 2012 at 07:36Die Teenager-Henne hatte eindeutig den besseren Part – sich durch Frankreich schlemmen hätte mir auch besser gefallen als durch die Berge wandern.
Einen wunderschönen Salat Niçoise hast da da zubereitet. Duplizität der Ereignisse: Letztes Jahr hatte ich ebenfalls Salat Niçoise für ein Event bei zorra zubereitet, schau mal hier:
tisalutoticino.blogspot.fr/2011/07/salade-nicoise-der-sommerklassiker.html
Pepe Nero
30. Juni 2012 at 08:44Da war das Fleisch also so zu sagen gleich inklusive und gratis dazu bei dem Salat… schmunzel!
Also ich hätte da auch keine Sekunde überlegen müssen, wo ich lieber hin fahr. Wandern ist jetzt nicht wirklich mein Ding.
Der Salat hört sich super an! Hab ich meines Wissens noch nie gegessen. Ich mixle jedoch eh immer alles mögliche in den Salat, meine Kindern nennen meine Salate sehr anmächelig : Kompostsalat…
Diese Zusammenstellung werd ich mir merken, ist genau mein Ding!
nata
30. Juni 2012 at 08:46Salat Niçoise gehört auch zu meinen ganz intensiven Kindheitserinnerungen, allerdings ohne Fliege. Aber auch bei mir ist es so, dass ich den Geschmack noch von damals in Erinnerung habe und ihn abrufe, wenn ich den Salat wieder zubereite. – Ganz starke Erinnerungen, Danke!
zorra
30. Juni 2012 at 08:58Schönes erstes Ma(hl)! Ich hätte auch die Reise mit dem Hennenvater bevorzugt. 🙂
Sybille
30. Juni 2012 at 15:50Ich sitzte gerade vor einer Schüssel Salat…ich trau' mich nicht auf den Grund zu stoßen… 🙂 🙂
Wilde Henne
1. Juli 2012 at 23:45@Cooketeria
Wo Bohnen drin sind kommt bei mir immer Bohnenkraut ins Spiel.
@Elsässerli
Dein Salat sieht auch toll aus – habe gesehen, dass Du auch alles durcheinander mischst und nicht einzeln anrichtest.
@Pepe Nero
Kompostsalat – der ist gut *lach*. Meine sind auch häufig so. Da wird einfach alles reingeschmissen, was grad so im Kühlschrank rumliegt.
@Nata
Gern geschehen 🙂
@Zorra
Ich konnte nicht wählen, ob Südtirol oder Frankreich. Aber es war mir sehr recht so, wie es war.
@Sybille
Und? Bist Du auf dem Grund fündig geworden? 😉
Aus meinem Kochtopf
3. Juli 2012 at 06:58Eine Fliege anstelle von Sardellen?
Das geht ja nun gar nicht!
Die sind doch das allerwichtigste im Nicoise.
Dachte ich bisher zumindest.
Aber da sieht man mal wieder, dass Fliegen auch ihre Daseinsberechtigung haben. Und sei es nur um als Grundlage einer schönen Geschichte zu dienen.
Mit leckerem Gruß, Peter
Anonym
13. Juli 2012 at 12:13hier schreibt der Hennenvater: es war nicht nur eine Schlemmerreise, nein vorab stand: "Kultur".
Lore-Schlösser von Blois bis Tours. Unsere 14 Besichtigungen waren natürlich nur ein kleines Teilstück der ca. 50 wichtigsten Prachtschlösser. Auf den Spuren von Karl VIII., Franz I. (der glich übrigens dem Musiker James Last) den Medici-Mätressen wandelten wir staunend auch noch zum letzten Aufenthaltsort von Leonardo da Vinci, wo er sein Leben beschloss.
Und dann denke ich noch an den oben beschriebenen Salat. Da sammelt sich das Wasser gleich wieder im Munde. Mmmh!
Julia
17. Juli 2012 at 16:37Ha, wie fein, dass Dein Salat nicoise auch eine Geschichte hat. Ich habe einen neulich zubereitet und werde ihn dieser Tage verbloggen. Denn auch bei mir verbindet sich eine Teenager-Geschichte damit. Als wir kleinen Küken die Welt entdeckten… (Und einen R4 hatten wir auch noch in der Garage! Zufall?) Das mit dem Bohnenkraut ist sehr interessant. Werde ich nächstes Mal ausprobieren…
Wilde Henne
26. Juli 2012 at 12:44@Peter
Jahrelang hat es mich ob der Fliege geschüttelt, wenn ich nur daran gedacht habe. Es war nicht so eine kleine, nein – eine ganz grosses, dickes, fettes Vieh *brrr*.
@Hennenvater
Kannst Du Dich noch erinnern, wie wir uns damals im Schloss Chenonceau über Nacht einsperren lassen wollten? Wurde leider nix daraus, sie haben uns rausgeschmissen…
@Julia
Ich nehm immer einjähriges Bohnenkraut, das mehrjährige gibt für meinen Geschmack zu wenig her.