Die Ménage
Ich freue mich, euch den nächsten Beitrag in der Kategorie «Typisch Schweiz in der Beiz» zu präsentieren. Heute geht es um die Ménage. Die Ménage ist in der Regel ein schmiedeisernes Kleingestell – manchmal ist sie auch aus Korbware – in welchem eine Flasche Flüssigwürze, eine Dose Streuwürze, ein Salz- und ein Pfefferstreuer sowie Zahnstocher stehen. Ganz wichtig: Im Salzstreuer sind immer ein paar alte Reiskörner drin, damit das Salz nicht klumpt. Der Witz ist, dass seit mindestens 30 Jahren kein Restaurant mehr Salz ohne Rieselhilfe kauft. Das heisst, diese Reiskörner sind absolut überflüssig. Trotzdem sind sie nach wie vor in den Salzstreuern drin – ich wage mal zu behaupten, in manchen Restaurants sind die Reiskörner in den Salzstreuern geschlagene 20 Jahre alt.
Eine Ménage wird in der Regel nicht erst auf den Tisch gestellt, wenn der Gast sein Essen bestellt. Neinnein, die steht immer – tagaus, tagein – auf dem Tisch. Sobald der Gast bestellt, kriegt er nämlich ein Körbchen oder ein Tellerchen Brot auf den Tisch. Und jetzt wird es kriminell. Der gemeine Schweizer nimmt sich sofort ein Stück Brot, greift sich die Flasche mit der Flüssigwürze und kippt diese braune Brühe aufs Brot. Hoch das Bierglas, Prost miteinander… und dann ein herzhafter Biss in ein flüssigwürzegetränktes Stück Brot. In gewöhnlichen Beizen ersetzt die Flüssigwürze auf Brot den Gruss aus der Küche, mit dem der «normale» Gast eh nichts anzufangen wüsste.
Jules Gartenküche
1. März 2013 at 23:11Ui, ja, das gute alte Maggi – steht bei uns immer noch in Landgasthäusern. Ich will gar nicht wissen, was drin ist. Bevor ich diese Flasche in die Hand nehm' verhunger' ich lieber! Obwohl, vermutlich ist Sojasauce im Prinzip nicht viel anders. Weswegen ich diese auch nicht gerne verwende. Und uralte Reiskörner in Salzstreuern kenne ich auch 🙂
Liebe Grüße, Jule
magentratzerl
2. März 2013 at 05:45So ähnlich gibt es das auch hier….allerdings ohne Aromat. Ein Salzstreuer, in dem auch Reis ist, ein Pfefferstreuer und Zahnstocher. Steht dann auch immer auf dem Tisch.
lamiacucina
2. März 2013 at 06:15nicht zu vergessen die gefärbten Eier, Pommes-chips, die Kägi-frets, Nussgipfel und Salzbrezeli. Ohne die wäre das kulinarische Angebot mancher Restaurants noch trostloser.
Bonjour Alsace
2. März 2013 at 07:51nach Kägi-fret musste ich jetzt erstmal googeln 😉
magentratzerl
2. März 2013 at 14:35Uih…was es in der Schweiz so alles gibt….da muss man ja gar kein Essen mehr bestellen 😉
Wilde Henne
4. März 2013 at 18:45@Magentratzerl
Moment, Kägi-fretli und Nussgipfel und son Zeugs steht zwar auf den Tischen rum, aber die sind nicht umsonst, die muss man bezahlen. Umsonst ist nur das Brot und der Inhalt der Ménage.
Verboten gut !
2. März 2013 at 07:18Och neeee ein Land wo es so herrliche Genüsse gibt, steht so ein Mist auf dem Tisch, mir käme es nie in den Sinn ein Stück Brot mit Maggi zu beträufeln als Ersatz für einen Gruß aus der Küche ;(
Dann lieber nur trockenes Brot was schon langweilig genug ist, so hält man sich die Gäste aber nicht warm. Ich kenne nur ein saarl. Restaurant wo es Maggi am Tisch gibt, Salz & Pfeffer sind ja Standart, ansonsten gibts immer etwas Schmalz oder eine Frischkäsecreme u. andere Leckereien.
Na ja man muss ja nicht alles mitmachen .
LG Kerstin
Pascale
2. März 2013 at 08:04vergiss dann nicht das Abfallböxli auf dem Frühstückstisch!!! das fällt mir immer auf, wenn wir im .ausland sind und es keines hat, da weiss ich nicht wihin mit den Verpackungen.
Das Menage habe uch in letzter Zeit, hier in der Ostschweiz, fast gar nicht mehr gesehen. ist wohl nicht mehr in, Aromat und Maggi über alles zu kippen. Zum Glück.
grüess Pascale
Bertha Orfano
2. März 2013 at 08:09Den Griff zur Maggi-Flasche, um die Packerl-Suppe im Wirtshaus zu würzen kenn ich gut aus meiner Kindheit. Gut,dass ich schon erwachsen bin 🙂 Aber in Maggi ertränktes Brot… wuahhh! Spannende Kombi! Liebe Grüße aus Wien, Bettina
tinuwin
2. März 2013 at 08:44Ja, das Ménage ist so omnipräsent, dass ich sogar für meine erste Wohnungseinrichtung eines gekauft habe … um zu merken, dass ich es nicht brauche.
Anonym
2. März 2013 at 09:09😀 Und wer träufelt da Aromat auf's Brot? Meine Cousinse hat als Kind liebend gern Maggiwürfel als Bonbonersatz gelutscht *schüttel*
zorra
2. März 2013 at 09:38Maggi ist die Sojasauce der Schweizer. Gibt es hier auch zu kaufen und heisst Jugo. Chugo ausgesprochen ;-)))
Susi L.
2. März 2013 at 11:44*lach* Es gibt zum Glück also auch eine dunkle Seite an den Schweizern! 😀
Wilde Henne
2. März 2013 at 13:20@Jule
Lustig, Flüssigwürze heisst hier – egal ob von Kn.orr oder von Ma.ggi auch einfach Ma.ggi.
@Magentratzerl
Dieser Reis im Salzstreuer… aaargh, da könnte ich die Krise kriegen, ehrlich!
@Lamiacucina
Den Nussgipfel in der Ovobox hatte ich letztes Jahr schon – guck hier: wildespoulet.blogspot.ch/2012/02/typisch-schweiz-in-der-beiz-der.html
Die Eier und die Kägi-frets kommen noch dran. Die Serie «Typisch Schweiz in der Beiz» ist ein unerschöpflicher Quell… 😉
@Elsässerli
Kägi-fretli… soooo fein. Also die mag ich jetzt wirklich. Aber ob sie in der Beiz wirklich auf den Tisch gehören… naja.
@Verboten Gut
Glaub mir, das muss so sein. Wir würden diese Dinge ganz fürchterlich vermissen, stünden sie nicht mehr auf den Tischen ;-)))) Ne, im Ernst jetzt, das hier beschriebene Zeugs steht in den wirklich einfachen Beizen (Beiz = Kneipe) auf den Tischen. Und manchmal kehre ich halt auch in so ein Lokal ein.
@Gartenkraut
Ou yeah, das Ovo-Abfallchübeli… Ich habe als junges Huhn meine erste Ausbildung in einem Hotel angefangen (nach einem halben Jahr geschmissen), da hatten wir auf den Frühstückstischen auch diese unsäglichen Poubelles.
@Bertha Orfano
Also ich schwöre, ich habe meiner Lebtag noch nie Flüssigwürze aufs Brot gekippt. Aber in meinem Hühnerstall gibt es gewisse Bewohner, die machen sowas ;-/
@Tinu
Also in der Beiz ist das ja noch eins… aber dass jemand so ein Teil zuhause hat, das habe ich ja noch nie gehört. *lach*
@Kochpoetin
*flüsteran* Das ist das Perlhühnchen, die sich da Flüssigwürze aufs Brot kippt. *flüsteraus* Das Perlhühnchen kommt ja ursprünglich aus Hamburg und lebt seit 8 Jahren mit mir in der Schweiz. Anhand der Flüssigwürze auf dem Brot kann man sagen, sie ist hierzulande gut integriert! 😉
@Zorra
Kippen sich die Spanier denn auch Jugo aufs Brot?
@Turbohausfrau
Da tun sich Abgründe auf, glaub mir 😉
Claudia
2. März 2013 at 13:22Grauenhaft – aber wahr! Jaja auch wir Schweizer haben kulinarische Abgründe.
Gruss Claudia
Ti saluto Ticino/Bonjour Alsace
2. März 2013 at 13:35nun muss ich mich doch mal hier in diese Diskussion einschalten…
Tue blos nicht so scheinheilig und schiebe alles auf das Perlhühnchen, Du wildes Poulet, Du!
Als aufmerksame Leserin Deines Blogs weiss ich, dass Du auch so ein Teufelszeugs wie Aromat benutzt, zumindest in der Salat-Vinaigrette. Hast Du ein Glück, dass ich die Schweizer liebe (vor allem Dich und natürlich den Robert sowieso) und dass wir Blogger so tolerant sind. So, das musste jetzt mal gesagt werden, um das Perlhühnchen in Schutz zu nehmen 😉
Wilde Henne
2. März 2013 at 14:00@Claudia
Es gibt noch mehr solche Abgründe – ich hab noch einige in der Pipeline 😉
@Tessinerli
Du, das Perlhühnchen muss Flüssigwürze auf Brot essen, weisst Du, wegen der Integration 😉
Aber sicher habe ich Aro.mat in meiner Küche (flüssig und als Streuwürze). Denn unsere Alltagssalatsauce… da muss das einfach rein. Aber auf Brot, ne Du, ganz ehrlich, noch nie im Leben habe ich Flüssigwürze auf Brot gegessen. *schwör*
Cuisine de Provence
2. März 2013 at 14:54Igitt, gibt es das wirklich immer noch? Und ich dachte, deutsche Kniepen sind schaurig….
Basler Dybli
2. März 2013 at 15:35Es isch noni so lang här, het me im Ma.ggi uf' s Brot s' "Verträtermenü" gsait. Das het nüt koschtet und me (aber nit ich) het eso kenne Speese schinde. Ebs hüt no so isch …
Unknown
2. März 2013 at 18:25Ich mag das aromat aber kein Maggi, weder in der Suppe schon gar nicht auf dem Brot. Mir ist es zu salzig 😉 mir gefällt dafür die Ovo Büchse im Hintergrund :-))))) Liebs gruessli
Irene
duni
2. März 2013 at 20:34Ich kenne diese Brotscheiben mit Flüssigwürze drauf eigentlich nur als Mittel gegen Kater. Zum ausgleich des Elektrolythaushaltes, in Kombi mit einem Reparaturbier.
Anonym
3. März 2013 at 09:43:-))
Den "Besatz" Flüssigwürze (allermeistens M., so gut wie nie K.), Zahnstocher, Pfeffer (uralt, staubfein gemahlen) und Salz (natürlich mit Reis!) kenn' ich hier (in Süddeutschland) auch noch, er wurde aber mittlerweile großflächig abgelöst von Riesen-Pfeffermühle (leer), Salz, Billig-Olivenöl und -Balsamico. Auch in Landbeizen, immer Balsamico, immer billig, nie vernünftiger Weinessig…
Gibt's da eigentlich eine Demarkationslinie zwischen K.- und M.-Ménagen, oder ist die Verteilung in der Schweiz willkürlich?
twocents
Wilde Henne
3. März 2013 at 12:57@Cuisine de Provence
Das gibt es immer noch – vielleicht müsste der Schweizer Wirteverband mal Richtlinien für No-nos im Gastgewerbe rausgeben.
@Basler Dybli
Vertretermenü… also das habe ich ja auch noch nie gehört. Was für ein toller Ausdruck 😀
@Irene
Als ich das Foto gemacht habe, ist mir die Ovo-Dose im Hintergrund auch aufgefallen – ich fand die grad so schön passend zur Ménage.
@Duni
Reparaturbier… *lach*
@Twocents
Keine Ahnung, ob es da eine M-/K-Linie gibt. Unsere Pizzeria jedenfalls setzt voll auf K.
Achja, und das mit dem Balsamico… das gibt mal einen separaten Post. Darüber rege ich mich nämlich seit Jahren auf. Jede Nullachtfünfzehn-Kneipe serviert ihren lappigen Salat mit Dosenmaiskörnern drauf mit Billig-Balsamico. Balsamico an Blattsalat ist sowieso ein Unding, sowas sollte eigentlich verboten werden!
Anonym
8. März 2013 at 22:17Seit 8 Jahren bin ich in der Schweiz (zwischen St.Gallen, Züri, Bern und Luzern) unterwegs. Natürlich hat man unterwegs Hunger, ein guter Landgasthof fand sich immer. Und das Aromat-Büchslein stand und steht wie eine Siegessäule des schlechten Geschmacks auf dem Tisch.
Aber: Ein hart gekochtes Osterei mit einer Prise Aromat ist irgendwie lecker.
Anonym
28. April 2013 at 05:11Was sich in den Restaurants in der Schweiz abspielt ist noch harmlos,verglichen mit den kulinarischen Tiefflieger in Brasilien.Dort essen die meisten die Pizza mit Mayonnaise und Ketch-Up……..