Felchenfilets auf Kerbelsauce und Karottendarioles
Für Peggys Süsswasserfisch-Event hatte ich mir vorgenommen, jeden Monat ein Rezept beizusteuern. Im Januar waren es Eglifilets mit Rübengemüse, im Februar Saiblingfilets mit Kräuterkruste. Und jetzt bei den Felchenfilets vom letzten Samstag merke ich, dass ich den Fisch bereits zum dritten Mal einfach in der Bratpfanne gebraten habe… nächsten Monat lasse ich mir mal was Gescheiteres einfallen – versprochen.
Die Felche gehört zu den Coregonen und wird von Region zu Region anders genannt. Mir bekannte andere Namen aus Deutschland sind auch Renke oder Maräne.
Zu den Felchenfilets wollte ich Karottendarioles auf Kerbelsauce ausprobieren. Das Rezept dazu hatte ich im Buch «Mit Liebe, Lust und Thymian» von Elfie Casty gefunden. Aus diesem Kochbuch haben wir in dem Restaurant, in dem ich jahrelang gearbeitet hatte, sehr oft gekocht. Als meine Freundin und Chefin nach mehr als 20 Jahren die Pacht gekündigt hatte, haben wir die Kochbücher unter dem Personal aufgeteilt. Seither steht das Buch bei mir im Regal und ich habe es bis letzte Woche nie mehr in den Händen gehabt. Warum eigentlich nicht? Denn es ist nicht einfach ein Kochbuch, sondern ein Geschichtenbuch, ein Nachschlagewerk, eine Aufforderung zum glücklichen, lustvollen Kochen.
Und so hatte ich letzte Woche beschlossen, wieder öfters nach diesem Buch zu kochen. Die Kerbelsauce konnte ich nicht so wie im Buch machen, da ich nicht alle Zutaten hatte. Ich gebe hier mein Rezept an, das war auch nicht schlecht.
Rezept für 3 Personen
Karottendarioles (Menge reicht für 7 Espressotassen)
250 g geschälte Karotten
1 dl Sahne
1 Frühlingszwiebel
1 grosses Ei
1 Esslöffel feingeschnittener Kerbel
Salz
weisser Pfeffer aus der Mühle
eine Spur Koriander frisch gemahlen (ich: gemörsert)
Kerbelsauce
1 Schalotte
1 dl Gemüsebrühe
1 Handvoll feingeschnittener Kerbel
je 1 Hauch Cayenne und mildes Currypulver
1/2 dl Sahne
1 Espressolöffel Maisstärke, aufgelöst in wenig kalter Gemüsebrühe
1 Spritzer Zitronensaft
wenig Butter
Felchenfilets
3 bis 4 Felchenfilets, insgesamt ca. 300 g
Salz, weisser Pfeffer
Zitronensaft
Mehl

Karottendarioles
Karotten schälen, in kleine Würfelchen schneiden und mit der feingehackten Frühlingsziebel und der Sahne in einer kleinen Kasserole weich dünsten. Zum Schluss ist praktisch keine Sahne mehr vorhanden. Die Karottenwürfel auskühlen lassen, auf ein Brett kippen und mit einem grossen Messer fein hacken. In einer Schüssel ein Ei mit einer Gabel verkleppern, eine Spur gemörserten Koriander beifügen, die Karotten und den feingeschnittenen Kerbel dazu geben, alles gut vermischen und mit Salz und weissem Pfeffer abschmecken. Die Masse in leicht ausgebutterte Espressotassen füllen und mit Alufolie verschliessen. Die Espressotassen in eine feuerfeste Form stellen, soviel heisses Wasser zufügen, dass die Tassen zu Dreiviertel im Wasser stehen und dann ab in den auf 200 Grad vorgeheizten Ofen damit. Im Kochbuch stand für 15 bis 20 Minuten, bei mir dauerte es 40 Minuten bis die Masse gestockt war – vielleicht weil die Espressotassen dickwandig waren.
Kerbelsauce
Die Schalotte fein schneiden und in einer kleinen Kasserole in wenig Butter glasig dünsten. Den feingehackten Kerbel dazu geben und mit Gemüsebrühe ablöschen. Die Sauce bis kurz vors Kochen bringen, dann den Topf vom Herd nehmen und die Brühe pürieren. Die Sauce durch ein Sieb in ein kleines Saucenpfännchen passieren, mit einem Löffelrücken die Rückstände im Sieb ausdrücken. Sahne dazu geben, wieder erhitzen, mit der angerührten Maisstärke abbinden, und mit Zitronensaft, Curry, Cayenne und Salz abschmecken.
Felchenfilets
Die Felchenfilets mit einer Pinzette entgräten, auf der Fleischseite mit Zitronensaft beträufeln, beidseitig salzen, pfeffern und leicht mehlen. In Bratbutter beidseitig goldbraun backen.
Kerbelsauce auf einen Teller anrichten, Fischfilet drauflegen und ein Karottendariole dazu setzen. Mit frischem Kerbel garnieren.
«Mit Liebe, Lust und Thymian», Elfie Casty, Elfie Casty Buchverlag, Klosters, 1998, ISBN 3-905273-04-7
Deichrunners Küche
20. März 2013 at 10:33Was für ein tolles Fischrezept! Und dazu diese Karottendarioles…super Rezept auch für Gäste!
Danke fürs Einstellen und Veröffentlichen.
Welchen Fisch würdest du als Alternative empfehlen?
magentratzerl
20. März 2013 at 10:36Felchen kann man hier ab und zu kriegen. Was wir aber auf jeden Fall kriegen werden, sind die Karottendariol, die muss ich ohne Umschweife nachmachen.
multikulinaria
20. März 2013 at 10:52Ein Rezept, das mir von A bis Z gefällt. Mjam.
Karottendarioles kannte ich bis dato nicht. Gar nicht so aufwendig und machen viel her. Super! Und wie immer, herzlichen Dank für's Mitmachen beim Süßwasserfischevevent!
Jetzt kann ich's kaum erwarten, dass der Kerbel sprießt…
duni
20. März 2013 at 11:16Elfie Castry konnte was! Habe jahrelang ihre Kolumne in der NZZ ausgeschnitten und gesammelt; viele Rezepte von ihr wie das Perlhuhn mit Honig, das Karnickel mit Knoblauch koche ich heute noch mit grossem Vergnügen.Überhaupt fehlen mir heute die Castrys und Kaltenbachs- optimierte , vernünftige, korrekt zu reproduzierende Rezepte ohne haute cuisine -Anspruch, aber auch ohne den pseudopfiffigen Pfusch ungenauer Fernsehkochereien.
Besagte Fische treiben sich natürlich auch in den oberbayerischen Seen rum (im Gegensatz zu mir, die ich nicht schwimmen kann), heissen bei uns in München dann Renken und werden gern zu einer Art sauer eingelegter Bratfische verarbeitet, die gut zu Pellkartoffeln und Bier passen.
Anonym
20. März 2013 at 11:45Fein! Darioles – noch nie gehört, aber sofort ins Herz geschlossen 🙂 Und du scheinst auch wieder auf dem Damm zu sein. Schön! (Bei uns heissen sie Maränen und wenn man mit Anglern befreundet ist, bekommt man manchmal welche ;-)).
Anonym
20. März 2013 at 12:24Tolles Foto und ein wunderbares Rezept, genau mein Geschmack!
Basler Dybli
20. März 2013 at 18:42Die drei grosse, digge Elfie Casty-Kochbiecher sind' e Augeweid und d' Rezäpt absolut noochkochenswärt. Do i nit eso ne Fischlige bi, han' i di Rezäpt noni usprobiert. Es isch dir glunge. Richtig fein seht das us !
Sybille
20. März 2013 at 21:23Ein tolles Rezept liebes Hühnchen..kommt auf meine Liste ;)… ganz nach oben.
kegala
20. März 2013 at 22:14ohhh Henne, wieder ein Meisterstück aus Deiner Küche, toll 🙂
uwe@highfoodality
21. März 2013 at 07:06Ich mag Felchen ja sehr, sehr gerne, bekomme sie im Nürnberger Raum nur so gut wie nie. Schade 🙂
Anonym
21. März 2013 at 09:44Supertoll, Deine Karottendarioles, die geistern auch schon lange in meinem Hinterkopf herum 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Wilde Henne
21. März 2013 at 16:23@Deichrunners Küche
Was sicher sehr gut passen wird, ist Saibling. Saibling ist ein sehr feiner Fisch. Die Kerbelsauce ist ebenfalls fein und wird den Saibling nicht erschlagen. Und das Karottenköpfli ist ja auch mild im Geschmack, wird also ebenfalls gut mit dem Saibling harmonieren.
@Magentratzerl
Felchen sind halt Seefische, resp. leben in tiefen Seen. Und tiefe Seen gibt es im deutschsprachigen Gebiet eigentlich nur im Alpenraum. Von daher liegst Du noch im Einzugsgebiet, unsere Nordlichter haben da leider das Nachsehen.
@Multikulinaria
Gern geschehen 🙂
Die Darioles sind natürlich total wandelbar. Im Kochbuch von Elfie Casty ist auch eine Variante mit Spargel drin. Das wäre auch eine feine Variante zu Fisch.
@Duni
Hach, die grossen Schweizer Kochbuchautorinnen… Du sprichst mir aus der Seele. Das war und ist einfach ehrliche Küche. Dieser überkandidelte Firlefanz, der da manchmal in Restaurants zusammengekocht wird, der nur fürs Auge taugt, aber den Magen nicht satt macht. Oder eben die Fernsehköche… ach hören wir auf. Wir beide sind uns einig.
@Kochpoetin
Also das Gericht habe ich letzten Samstag gekocht. Da lag ich noch nicht flach. Diese Woche habe ich erst heute Donnerstag das erst Mal wieder für die Kids ein Mittagessen in die Pfanne gehauen. So ganz bin ich noch nicht fit. Aber ich kann immerhin wieder aufstehen und war gestern im Solbad.
@Lamiatrattoria
Schön, dass Dir das Rezept gefällt – die Karottendarioles machen sich auch optisch gut, gell.
@Basler Dybli
Im Buch ist das Rezept nicht mit Fisch. Da sind einfach die Darioles mit der Kerbelsauce – auf Seite 100, falls es Dich interessiert 😉
@Sybille
Die Darioles kann man auch total abwandeln, im Buch ist noch eine Variante mit Spargel. Aber ich kann mir da auch gut andere Gemüse vorstellen. Ich werde da sicher noch ein paar Mal experimentieren.
@Kegala
Meisterstück… echt, ihr überhäuft mich da mit Lob… das ist mir fast ein bisschen peinlich. Ich habe doch nur ein Rezept aus einem Buch nachgekocht.
@Uwe
Dafür kriegen wir hier keine Karpfen – ausgleichende Gerechtigkeit. Was meinst Du, was ich manchmal gäbe, für einen gebackenen Karpfen!
@Lieberlecker
Du hast das Buch auch, gell. Ich grüble übrigens schon an einer Variante mit Fenchel rum.
Basler Dybli
22. März 2013 at 02:28Klar doch. Danggscheen fir dr Hiwiis !
I hätt bim "… Fischlige" e neye Absatz selle afo.
Nochebaschtlet wird' s bestimmt emol – zämme mit em Fisch.
Ti saluto Ticino
21. März 2013 at 16:41Solche Karottendarioles möchte ich auch haben, aber genau Deine mit den Zipfelchen. Nur wo finde ich diese Espresso-Tassen???
Wilde Henne
21. März 2013 at 16:50@Tessinerli
Espresso-Tassen? Ey, da gehst Du doch im Tessin in eine Migros und kaufst Dir welche. Oder bei Interio, die haben die auch. Interio gibt's in Contone.
Ti saluto Ticino
22. März 2013 at 06:38Ich habe doch schon geschätzte 100 diverse Espressotassen, soll ich denn meine Sammlung tatsächlich noch um diese Spitztütchen erweitern? ;-)))
Anonym
21. März 2013 at 20:17Oh, was für eine schöne Idee für Möhrchen! Und dann auch noch so eine feine Kerbel-Sauce, mmmmh. Wenn Du über Fenchel nachdenkst (Du erwähnst das bei Deiner Antwort auf Andy Kommentar): Ich mache öfter ein ganz einfaches Gemüse aus Möhren- und Fenchel-Julienne mit etwas Pernod und Crème double. Vielleicht wäre letzterer auch eine feine Zutat für eine Fencheldarioles? Aber bestimmt fällt Dir noch was viel Tolleres ein, ich bin gespannt. Lieben Gruß!
Wilde Henne
21. März 2013 at 21:29@Lebonheurgouteux
Genau, ich sehe, wir ticken gleich. Zum Fenchel habe ich Pastis vorgesehen, Pernod geht natürlich auch, aber den haben wir nie im Haus. Pastis eben schon.
Anonym
22. März 2013 at 00:45Pastis ist natürlich noch etwas feiner, da müsste ich mir eigentlich auch mal wieder eine Flasche in den Küchenschrank stellen. Freue mich auf Deine Fenchel-Kreation, das ist eines meiner Lieblings-Gemüse.
Anonym
24. März 2013 at 12:11Das Rezept hätte ich also, jetzt muss ich nur noch warten, bis die Ruderboote im See eingesetzt sind und der Mitbewohner zum angeln geht.