Ich hab’s getan. Schon wieder. Ich erkenn mich selber kaum noch. Irgendwas passiert da grad mit mir. Vielleicht das Alter, vielleicht brauche ich grad Veränderung im Leben. Wechseljahre oder so. Vielleicht muss Festgefahrenes gelöst werden. Das Denken umgekrempelt, das Innere gegen aussen. Oder alles nur um eine Vierteldrehung in die andere Richtung. Ich weiss es nicht. Fakt ist jedoch, dass ich schon wieder Süsskram gebacken habe. Und das beste daran, es ist beim ersten Versuch gelungen!
Die Torte habe ich bei Grain de sel gesehen. Sauerkirschen, Mohn, Quark… ein Traum – für mich quasi unerreichbar. Aber dann kam so ein kleines Stimmchen, nur leise erst, dann aber immer lauter und nerviger:
«Du hast versprochen, dass Du nie mehr sagst, dass Du nicht backen kannst.»
– Sei still!
«Aber Du hast es nicht nur versprochen, Du hast es sogar geschrieben. Man kann’s sogar nachlesen!»
– Jaja, Ruhe jetzt!
«Aber Du hast es doch gesagt… Kannst ja wenigstens mal das Rezept lesen.»
– Oke, aber nur, wenn Du dann schweigst!
«Und? Was steht im Rezept? Ist es kompliziert?»
– Naja, sieht nicht so kompliziert aus. Aber da ist wieder Puddingpulver drin…
«Aber Du weisst doch jetzt, das kann man mit Griess ersetzen – das hat doch schon mal geklappt. Probier’s doch!
– Hmm, ich weiss nicht. Das gibt bei mir bestimmt Matsch.
«Och, probier’s mir zuliebe doch mal. Du hast doch letztens erst grad so ne kleine Springform gekauft. Wofür eigentlich? Und mit der kleinen Form wäre auch nicht soviel Material flöten, falls es schief gehen sollte.»
– Also gut – überredet.
Und so habe ich vorgestern Abend – praktisch parallel zum Rhabarber-Chutney auch noch die Torte gebacken. Und sie wurde einfach toll. Also für mein Empfinden jedenfalls schon. Die Kirschen sind nicht etwa abgesackt, sondern ich hatte am Schluss einfach noch ein bisschen Quarkmasse übrig, die ich halt obendrauf geschmiert habe, und keine Kirschen mehr.
Am Rezept von Grain de Sel habe ich lediglich das Puddingpulver mit Griess ersetzt. Und im Rezept steht, dass da ein Glas Sauerkirschen reinkommt. In der Schweiz kriegt man Sauerkirschen im Glas nicht an jeder Ecke. Ich jedenfalls musste suchen und wurde dann beim orangen Riesen mit dem M fündig. Aber die Gläser sind sehr klein (ca 220 g, Abtropfgewicht 100 g). Habe dann noch meine Schwiemu in Hamburg telefonisch konsultiert, die meinte dann, in Deutschland sei in sonem Glas schon 750 g drin. Ich hab jetzt von meinen kleinen Gläsern zwei genommen – das hat gut gereicht, fand ich. Hätte ich drei genommen, hätte es bis obenhin mit den Kirschen gereicht. 😉
Boden
120 g Mehl
60 g Butter
30 g Zucker
1 Prise Salz
etwas kaltes Wasser
Mohnmasse
80 g Mohn
60 ml Milch
Quarkmasse
250 g Quark (halbfett)
50g Crème fraîche
1 Ei
40 g Griess
Schale und Saft von 1/2 Limette
50 g Vanillezucker
1 Glas Sauerkirschen
(Abtropfgewicht: 350 g)
Mehl, Butter, Zucker und Salz mit etwas Wasser zu einem glatten Teig verkneten, dann von Hand in eine ausgefettete 18er Springform drücken. Dabei den Rand mindestens 4 cm hoch nach oben ziehen. Die Form 30 Minuten in den Kühlschrank stellen.
Mohn mahlen oder quetschen, mit Zucker, Butter und Milch Topf kurz aufkochen, vom Herd nehmen und ca. 30 Minuten quellen lassen.
Für die Quarkmasse den Zucker mit dem Ei schaumig rühren. Quark, Crème, Griess, Limettenschale und -saft unterrühren.
Springform mit dem Mürbeteig aus dem Kühlschrank holen. Abwechselnd Mohnmasse, Quark und Kirschen klecksweise auf den Teig verteilen – so zeichnet sich die Mohnmasse schön ab.
Im vorgeheizten Backofen bei 175° Grad ca. 1 Stunde backen. Abkühlen lassen und mit Puderzucker bestäuben.
Anonym
18. Mai 2012 at 11:12Jetzt gopfridstutz!!!
Schon wieder so ein Prachtsstück zum nachkochen bzw. backen. Ich komm ja gar nicht mehr dazu, meine eigenen Ideen zu verwirklichen.
Sieht ja soooooo lecker aus.
grain de sel
18. Mai 2012 at 11:42Mann, sieht die fluffig aus!
Frau Kaltmasell/ Vorspeisenplatte fällt mir nun aus zwei Gründen ein:
zum einen weil sie die Tage darauf verwiesen hat, es wäre besser (aus internationaler I-net-Sicht) in Rezepten Mengenangaben à la 1 Glas…, eine Tüte…, 1 Dose… umzurechnen in länderübergreifende Gewichtsangaben (bsp. Gramm) – und hier zeigts sich gleich für mich: das ist vernünftig, das versuche in in Zukunft zu ändern
und
zum zweiten, weil auch sie sich beim Nachbacken verwundert hat, dass die Kirschen nicht absacken. Die werden genauso wie Quark- und Mohnmasse verteilt. Das scheine ich nicht eindeutig forumliert zu haben. Gilts wohl nachzuedieren.
Resumé: sieht mit Griess lockerer aus 🙂
Sybille
18. Mai 2012 at 15:26Jetzt hat es dich gepackt….wie schön. So fangen Süchte an!
Deine Torte ist ein luftiger Traum ! Ich hab' sie auch schon auf der Liste…bin aber gerade an Michas Rhabarbertraum dran…
Süße Grüße
Cooketteria
18. Mai 2012 at 16:24Prächtig. Etwas passenderes fällt mir gerade nicht ein. 🙂
Ti saluto Ticino
18. Mai 2012 at 20:28Du und Süßkram, lässt Du mich jetzt ganz alleine unter all den Süßschnuten?
Wilde Henne
18. Mai 2012 at 22:31@Flohnmobil
Das geht mir beim Bloglesen genau so. Da sieht man hier ein tolles Rezept, dann da wieder und eigenes hätte man auch noch. Irgendwie kann man das gar nicht alles essen, was man kochen möchte/könnte 😉
@Grain de sel
Ich bin auch für Mengenangaben in Gramm, das würde einiges erleichtern. Jepp, mit Griess war der Kuchen total fluffig. Hab soeben das letzte Stück vernascht :-))
@Sybille
Naja, gepackt noch nicht sooooo ganz, aber ein bisschen angefixt bin ich schon.
@Cookie
Merci 🙂
@Tessinerli
Nene, keine Angst, hier wird auch in Zukunft Salziges weit vor Süssem kommen. Aber nächste Woche muss ich nochmals backen – mein Perlhuhn hat Ende Woche Purzeltag.
kegala
19. Mai 2012 at 07:28wow, welch toller Anblick, die Torte ist gigantisch geworden.
liebe Grüße
Gaby
Culinaria Ungaria
19. Mai 2012 at 15:08Ich liebe Mohn und Sauerkirsch und Quark! Tolle Kombination, muss ich unbedingt ausprobieren!!! Sieht schon auf den Fotos so köstlich aus! 🙂
Liebe Grüße und schönes Wochenende:Krisz!
Wilde Henne
20. Mai 2012 at 00:29@Gaby
Danke – und sie hat super geschmeckt!
@Krisz
Musst Du ausprobieren – die ist echt superfein!
Unknown
21. Mai 2012 at 08:40mhhhh da würde ich nun auch gerne probieren, sieht ganz toll aus! Frau Salzkorn hat auch immer so feine Sachen. Die Sauerkirschen vom orangen M sind in der Tat klein Portioniert, ich habe ein Schokoladen- Sauerkirschenrezept da müssen auch immer zwei Gläserportionen rein.
Ich backe relativ häufig aber so eine Qaurktorte hatte ich noch nie im Ofen….. müsste ich mohl nachholen bei den Bildern.
Grüessli
irene
Wilde Henne
21. Mai 2012 at 21:31@Irene
Also der Junghahn fand, man hätte den Mohn weglassen können. Da war ich entschieden dagegen. Mohn und Sauerkirschen, das ist eine göttliche Kombination.
Schoggi-Sauerkirschen-Rezept – kann ich das mal kriegen von Dir? Oder hast Du das verblogt? Ich geh gleich mal bei Dir gucken.
Unknown
22. Mai 2012 at 20:39ja die sind verbloggt, solch feine rezepte müssen das auch sein 🙂 jedoch wie ich sehe unauffindbar 🙁 jä nu ich weiss zumindest was ich zu tun habe….
widmatt.blogspot.com/2011/11/mini-schokoladen-muffin-mit-kirschen.html
grüessli
irene
Wilde Henne
22. Mai 2012 at 20:50@Irene
Super, vielen Dank – hab's mir soeben ausgedruckt. Wird nachgebacken.